Franz Georg Kolschitzky wurde 1640 in
Kultschyzi, Rajon
Sambir, in der Nähe von Lwiw (Lemberg) in der heutigen Ukraine (damals zu Polen gehörig) geboren. Er kam 1656 nach Wien, sprach Polnisch, Türkisch, Rumänisch und Deutsch, arbeitete als Dolmetsch und wurde 1667 in die Orientalische Handelskompagnie übernommen, für die er ausgedehnte Reisen in arabische und orientalische Länder unternahm. 1681 ließ er sich dauerhaft in Wien nieder.
Während der zweiten Türkenbelagerung im Sommer 1683 meldete er sich beim Wiener Stadtkommandanten Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg und bot an, sich mit seinem Diener als Türke verkleidet durch den Belagerungsring um Wien zu schlagen, um sich nach dem Verbleib der versprochenen Entsatzheere aus Venedig, Bayern, Sachsen und Polen zu erkundigen.
Er kehrte mit der guten Botschaft des kurzfristigen Eintreffens der
sehnsüchtig erwarteten
Hilfe zurück, was erheblich zur Steigerung der Moral der Wiener führte, ihre Stadt noch einige Tage gegen die übermächtigen Türken zu verteidigen. Am 12. September kam es zur entscheidenden Schlacht am Kahlenberg, die zur Vertreibung der Türken führte.
Nach der Legende erbat sich Kolschitzky als Belohnung für seine Verdienste die von den Türken zurück gelassenen Rohkaffeesäcke und eröffnete Wiens erstes Kaffeehaus "Zur blauen Flasche" am heutigen Stock-im-Eisen-Platz 4. Bei späteren Recherchen fand man erst im Jahre 1686 ein für Kolschitzky ausgestelltes Privileg zum Ausschank von Kaffee. Die Kaffeesiederei durch Kolschitzky im Jahre 1683 ist also nicht bewiesen. Das Gegenteil jedoch auch nicht. Lassen wir es also dabei. Er ist einer der Gründungsväter der Wiener Kaffeekultur. Auch die Erfindung der Wiener "Melange" geht auf Kolschitzky zurück. Sein letzter Wohnsitz war in der heutigen Domgasse Nr. 6. Er verstarb im Jahre 1694.